Herkunft der Stadttauben
Unsere Stadttauben, oft auch als Straßentauben bezeichnet, stammen von der Haustaube ab, einem Haustier, das der Mensch vor vielen Jahrtausenden aus der Felsentaube domestizierte. Ursprünglich stammen diese Felsentauben (Columbia livia livia) aus Europa, Nordafrika und Südwestasien. Sie bilden große Brutkolonien an den Klippen der zerklüfteten Felsküsten und ziehen in Schwärmen in offene Brachlandschaften, um ihre Nahrung – Sämereien und Körner – zu suchen. Die Gemeinschaft bietet den Tauben Sicherheit und Schutz vor ihren natürlichen Feinden, den Greifvögeln. Zudem sind Felsentauben sehr standorttreu und führen eine langjährige, feste Partnerschaft. Normalerweise zieht ein Taubenpaar jährlich ein bis zwei Bruten groß.
Warum gibt es in den Städten ein “Stadttaubenproblem”?
Unsere Stadttaubenpopulationen stammen ursprünglich von Haustauben ab, die aus vernachlässigten oder aufgegebenen Zuchtschlägen stammen, sowie von Tauben, die im Taubensport nicht den Erwartungen entsprachen. Sie bildeten Schwärme und hielten sich in der Nähe der Menschen auf, wo sie in Gebäuden und Stadtmauern Schutz und Brutstätten fanden und auf Feldern ihre Nahrung suchten.
Mitte des 20. Jahrhunderts begann in den großen Städten Europas, den USA und anderen Teilen der Welt eine rasante Vermehrung der Stadttauben. Sie fanden nun eine Fülle an Brutplätzen in Ruinen, sanierungsbedürftigen Gebäuden sowie Bahnhöfen und Brücken und entdeckten neue Nahrungsquellen auf Straßen, in Häfen und auf Plätzen.
Dank ihrer gezüchteten Fruchtbarkeit, ihrer Anpassungsfähigkeit und der Fähigkeit, ihre Nachkommen auch unter widrigen Bedingungen aufzuziehen, entstanden große lokale Populationen. Diese werden heute von vielen Menschen als Problem wahrgenommen.
Stadttauben sind keine “Schädlinge”!
Die gängigsten Probleme, die mit der Präsenz von Stadttauben in Verbindung gebracht werden, sind:
- Potenzielle Gesundheitsrisiken durch die Übertragung von Krankheiten und Parasiten, insbesondere durch den Kontakt mit Taubenkot, Kadavern oder lebenden Tieren.
- Verschmutzung der Umwelt durch Taubenkot sowie die Sorge, dass die Bausubstanz dadurch beschädigt wird.
Die weit verbreitete Meinung ist, dass Stadttauben ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen und ihre Präsenz schädlich für Gebäude und Denkmäler ist. Selbst tierliebende Stadtbewohner betrachten sie oft als "Luftschädlinge", die bekämpft werden müssen. Unternehmen, die auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert sind, führen Stadttauben in ihren Schädlingslisten und fördern so Abscheu und Ekel gegenüber diesen Vögeln.
Inzwischen gibt es jedoch Nachweise, dass Taubenkot nicht schädlich für Materialien ist (siehe TU Darmstadt, Prüfbericht 2004) und dass von Tauben keine größeren gesundheitlichen Risiken ausgehen als von anderen Vögeln und Tieren.
Der Umgang mit Tauben ist ein Tierschutzproblem
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Taubenpopulation in den Griff zu bekommen. Dazu gehören Maßnahmen, die gegen den Tierschutz verstoßen und unlogisch sind: Tötungsaktionen, Verabreichung der "Taubenpille", Vertreibung mit Spikes, Drähten oder Klebepasten oder Absperren der Brutplätze durch Gitter und Netze. In vielen Städten und Gemeinden wird auch das Fütterungsverbot als Lösung propagiert und das Füttern von Tauben mit Geldbußen belegt. Dahinter steckt die Annahme, dass Tauben nur aufgrund von Fütterung so stark brüten. Wenn eine Taubenpopulation über die verfügbaren Brutkapazitäten hinauswächst, führt das zu Stress und Enge, was Krankheiten und Sterblichkeit erhöht.
Häufig wird das Füttern als gegen den Tierschutz gerichtet dargestellt und Taubenfütterern wird erklärt, sie würden den Tieren schaden. Es mag offensichtlich erscheinen, dass ein großes Futterangebot die Zahl der Tauben erhöhen kann. Tatsächlich ist jedoch das Nicht-Füttern gegen den Tierschutz.
Es ist zynisch, Taubenschützer aufzufordern: Schützt Tauben - lasst sie verhungern!
Das absichtliche Verhungernlassen muss ebenfalls als gegen den Tierschutz angesehen werden.
Die einzige effektive und tierschutzkonforme Methode zur nachhaltigen Reduzierung der Taubenpopulation und zur Erhaltung gesunder Tiere ist die Einrichtung betreuter Taubenschläge. Hier werden die Tiere mit artgerechtem Futter und Wasser versorgt und an den Ort gebunden (Weyrather, 2014). Dies reduziert die Präsenz der Futterschwärme in der Stadt und damit die Belästigung der Stadtbewohner durch bettelnde Tauben. In den Taubenschlägen können Tauben Paare bilden und brüten. Die Eier werden jedoch gegen Attrappen ausgetauscht, so dass die Tiere weiter an ihr Nest gebunden bleiben, aber keine Küken aufziehen werden. Betreute Taubenschläge werden bereits in vielen Städten erfolgreich betrieben.